
Björn Schmechel, Gero Storjohann MdB, Dirk Schmechel, Torsten Schmidt (Dispositionsleiter), und Steffen Mahler
Bad Oldesloe. Gero Storjohann, CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Verkehrsausschuss löste diese Woche sein im Januar bei einem Betriebsbesuch der Fa. Schmechel Logistics Transport GmbH in Bad Oldesloe gegebenes Versprechen ein: als Beifahrer die Herausforderungen der Logistikbranche im Ferntransport hautnah erleben.
Pressegespräch nach der Tour
Im Pressegespräch nach der Tour diskutierte der Verkehrsexperte mit Dirk und Björn Schmechel, den Geschäftsführern des Unternehmens und Dispositionsleiter Torsten Schmidt über die Probleme durch die verschiednen Mautsysteme im europäischen Ausland, Flexiblere Pausen- und Ruhezeitenregelungen, die Notwendigkeit von mehr sicheren Abstellflächen für die Trucks und ihre Fahrer und die Nichteinhaltung von Verordnungen durch einige ausländische Transportfirmen. Als besonderen Dank lud der Bundestagsabgeordnete seinen „Truck-Driving-Partner“ mit seiner Frau zu einem mehrtägigen Besuch in die Bundeshauptstadt ein.
Bericht vom Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann über seine LKW-Tour
Am Montag wurde auf dem Betriebshof der Mercedes-Truck von dem erfahrenen und langjährigen Mitarbeiter Steffen Mahler (49) übernommen. Auf dem Trailer: eine wertvolle Medikamentenpartie, die in Ungarn und Griechenland abzuliefern ist.
Die Tourplanung wurde erst 2 Tage zuvor von dem Disponenten erstellt. Für Steffen Mahler beginnt eine 3-wöchige Tour quer durch Europa. Wobei er immer erst während der Fahrt erfährt, welche Ziele er ansteuern muß.
Nach 8 Stunden reiner Fahrzeit stellen wir in Dresden auf einem halbsicheren Autohof unseren Truck ab. Schnitzel und Makkaroni sind hier die beliebtesten Gerichte. Wir gönnen uns einen Schlummertrunk und um 21:00 Uhr klettern wir in unsere Schlafplätze im Truck. 2 Klappbetten hinter den Sitzen bieten ausreichend Platz. Mit dem Wetter haben wir Glück – angenehme 20 Grad.
Nur die Kühlung des Spezialtrailers springt manchmal an – nichts für empfindliche Ohren. Um 3:30 Uhr klingelt der Wecker. Für 2,50 € nutze ich die Dusche im Autohof. Um 4:00 Uhr gibt es frische Brötchen mit Kaffee – Tee hat hier noch niemand verlangt, also Kaffee.
Um 4.30 Uhr starten wir in die aufgehende Sonne. Die A17 ist in Deutschland bereits vollständig fertiggestellt. In Tschechien passieren wir einige Baustellen, an denen die Autobahn saniert wird. Wir kommen flott voran. Der Tempomat ist auf 85 km/h eingestellt. Das spart Diesel und vermeidet unnötiges Bremsen. Durchschnittsverbrauch: 22 Liter auf 100 km.Vorbei an Prag fahren wir Richtung Bratislava. Tschechien war einfach – das Mautgerät ist kompatibel. In der Slowakei müssen wir ein Mautgerät gegen 50 € Gebühr leihen. Jedes Land ist anders. Teilweise wird nur Bargeld akzeptiert. Steffen Mahler ist mit einer Geldkarte von Shell ausgestattet. In Dresden wollte er den vom Disponenten eingeräumten Betrag von 400 € auf die Karte laden. Nur Pech, daß der Shellterminal dort gerade außer Betrieb war. Also zur Konkurrenz auf der anderen Straßenseite, zu Aral. Dort funktionierte der Geldautomat. Allerdings fielen Fremdgebühren an. Und wir mußten den halbsicheren Standort verlassen.
Steffen Mahler zeigte mir auch die technischen Sicherungen am Trailer, um organisierten Banden das Knacken seiner Ladung zu erschweren. Er würde sich mehr bewachte Parkplätze wünschen. Kostenpunkt für 24 Stunden: zwischen 7,50 und 30 €.
Es dauert einige Zeit bis das geliehene Mautgerät seine Funktionstüchtigkeit meldet. Wir sind froh, daß uns an Mautbrücken ein Piepton dies anzeigt. Eine mögliche Kontrolle wäre sonst für Steffen Mahler als Fahrer sehr teuer.
Wir verlassen die Slowakei und fahren zur ungarischen Mautstation. Hier herrscht der Behördencharme des Ostblocks. Wir versuchen mehrfach den Mautautomaten korrekt mit unseren LKW-Daten und der Planstrecke zu füttern. Erst als freundliche Truckerkollegen aus Osteuropa uns helfen, gelingt es. Jetzt noch am Schalter mit der Geldkarte bezahlen und schon fertig – d.h. 30 Minuten verschenkte Zeit. Der Wunsch nach einheitlichen Mautsystemen, die untereinander kompatibel sind, wächst in mir.
Ungarn kann kommen. Uns sitzt die Zeit im Nacken, denn mein Fahrer Steffen muß innerhalb seiner Lenkzeit Bicske erreichen. Dort gibt es den nächsten sicheren Autohof und das ungarische Essen müßte ich unbedingt probieren. Um 15:00 Uhr erreichen wir tatsächlich Bicske. Im Restaurant bestelle ich mir ein Taxi. Ob 7 € für 3 km zum Bahnhof Bicske in Ordnung wäre, wurde ich gefragt. Ich mußte meinen Zug um 15:54 von Bicske nach Passau erreichen. Mir war jeder Preis recht.
Da für Steffen Mahler nun erst mal wieder Feierabend war, gönnen wir uns eine Ungarische Suppe zum Feierabendbier. Um 2:00 Uhr in der Nacht wird er nach Drobeta an der Donau weiterfahren. Am 3. Tag seines 21-Tages-Trips durch Europa.
Keine Frage, man kommt rum, ist ziemlich alleine und trägt eine große Verantwortung. Warum fährt er nicht Tagesstrecken mit geregeltem Wochenende wollte ich wissen: zu stressig. Auf der Langstrecke herrscht weniger Zeitdruck und mit dem Be- und Entladen hat er auch nichts zu tun.
Fazit: Ich danke meinem Cheffahrer Steffen Mahler aus Anklam für die Möglichkeit, seinen Job hautnah erleben zu dürfen. Ich weiß jetzt, daß die Truckkabine fürs Übernachten besser geeignet ist als ein mögliches Containerdorf für Fahrer. Der Bau von Rastplätzen muss weiter forciert werden und gerade bewachte Rastplätze sichern den Fahrern etwas Lebensqualität. Denn so können sie ihr Fahrzeug auch mal für eine Radtour oder einen Besuch im Fitnessstudio verlassen.