Aus Segeberger Zeitung vom 30.12.2005 – Kreis Segeberg – Seit März läuft ein Versuch auf der B 205 bei Rickling, seit gut zwei Jahren auf der B 404 bei Bargteheide. Auch tagsüber sollen Autofahrer die Scheinwerfer einschalten. Das senkt die Unfallzahlen, weiß der CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann (Seth), stieß bislang aber mit der Kampagne „Licht an“ auf politischen Widerstand. Doch die Kritiker, darunter der ADAC, sind mittlerweile überzeugt. Fahren mit Licht auch am Tag wird wohl zur Pflicht.„Das geht 2006 in die entscheidende Phase und wird wohl 2007 was werden“, ist Storjohann überzeugt. Das Fahren mit Licht soll zur Pflicht werden. Erst einmal ohne Sanktionen für jene, die sich nicht daran halten.
Ausnahmen werden etwa Besitzern von Oldtimern gestattet. Eine Lichtquelle mehr, und deren alten Batterien würden kollabieren. Auch den Motorradfahrern will der Gesetzgeber entgegen kommen. Sie müssen schon seit 1988 stets Licht einschalten. Damit sie weiterhin als Zweiräder identifiziert werden, gibt es die Idee, dass ihre Blinker auf Dauerlicht eingeschaltet werden. „Damit behalten sie gegenüber den Autos ihre eigene Silhouette“, meint Storjohann.Bis zu diesem Erfolg mussten der Sether und andere Tagfahrlicht-Befürworter wie die gesetzliche Unfallversicherung VBG dicke Bretter bohren. Politische Überzeugungsarbeit an mehreren Fronten und im Verborgenen war zu leisten. Einfach verordnen können man so eine Sache nicht, weiß Storjohann: „Man muss alle Betroffenen mitnehmen.“Beispiel ADAC. Noch vor einigen Monaten haderte der Allgemeinde Deutsche Automobilclub mit der Idee, dass auch im Kreis Segeberg an den Straßenrändern für Tagfahrlicht geworben wird. Motorräder würden nicht mehr als Motorräder erkannt. Der Kraftstoffverbrauch steige um 0,2 Liter pro 100 Kilometer. Verkehrsteilnehmer seien einer Reizüberflutung ausgesetzt.Beispiel Polizei Segeberg: Spots und Zeitungsanzeigen würden die Menschen besser erreichen.Beispiel Kreisverkehrsbehörde: Die Verkehrsteilnehmer stumpfen ab, erwarten keine unbeleuchteten Fahrzeuge mehr. Und wenn doch mal eines komme ?Doch hinter den Kulissen wurde der Widerstand gebrochen. Auch, weil die Europäische Union fordert, bis 2010 die Zahl der Verkehrsunfälle zu halbieren. Und weil die Statistiken zeigen, dass Tagfahrlicht diesen Trend befördert. An der B 404 bei Barteheide etwa sind schwere Unfälle zur Rarität geworden. Eine Bilanz für die B 205-Strecke lag gestern noch nicht vor. Schweden allerdings hatte den Rückgang der Unfallzahlen schon in den 1970er Jahren belegt.11 000 Verkehrsunfälle, drei Prozent aller Unfälle mit Personenschäden, würden vermieden, errechnete die Bundesanstalt für Straßenwesen.Schon 25 EU-Länder schreiben Tagfahrlicht vor, meist mit Strafgeld belegt für Sünder. In Dänemark etwa werden umgerechnet rund 70 Euro fällig. In Deutschland rang sich die Regierung nur zu einer Empfehlung für Tagfahrlicht durch. Im Gespräch mit dem ADAC vor wenigen Wochen wich der neue Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) noch aus auf die Frage zu einer Pflicht für Tagfahrlicht. Wie der ADAC empfahl auch er, serienmäßig spezielle Tagfahrleuchten einzubauen. Sie kosten ab 50 Euro und verbrauchen weniger Energie als Abblendlicht. Kaum noch messbar wäre der Energieverbrauch gar bei LED-Leuchten.Bis auf Audi haben sich Autofirmen aber mit dem Einbau zurückgehalten, trotz einer Selbstverpflichtung, kritisiert der ADAC. Storjohann kündigt an, dass „die Industrie verpflichtet wird, Energie sparende Lampen einzusetzen.“ Beim Tagfahrlicht ist sich der CDU-Politiker des politischen Rückenwinds sicher: „Bundesverkehrsminister Tiefensee (SPD) zieht mit.“Gerrit Sponholz